B Gemeindeleitung
4 Aufgaben des Presbyteriums
4.1 Gottesdienst, Sakramente
Gottesdienst
Der Gottesdienst ist eine wesentliche Ausdrucksform für den gelebten Glauben einer christlichen Gemeinde. Als öffentliche Veranstaltung steht er grundsätzlich allen Menschen offen und bringt damit den einladenden Charakter des Evangeliums zum Ausdruck. Im Gottesdienst feiert die Gemeinde die Gegenwart Gottes in Wort und Sakrament. Sie antwortet auf die Verkündigung des Evangeliums in Lied und Gebet und hat damit Anteil am Lobpreis Gottes, der zu allen Zeiten und in aller Welt erklingt. Zugleich ist Gottesdienst Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft des Evangeliums von Jesus Christus. In der Feier des Abendmahls ist er Tischgemeinschaft mit ihm. Zur christlichen Gemeinde gehört es, Verantwortung füreinander zu übernehmen. Diese drückt sich im Gottesdienst im Fürbittengebet, aber auch in den Kollektensammlungen aus.
Weitere Infos
Begonnen hat der christliche Gottesdienst als Feier einer Gruppe, von der es im Neuen Testament heißt: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet“ (Apg 2,42). In dieser Schilderung lassen sich bereits die wichtigsten Elemente des Gottesdienstes wiedererkennen: Auslegung der Bibel („Lehre der Apostel“), Abendmahl („Brotbrechen“), Gebet und Gemeinschaft der Gläubigen.
Wer heute von „Gottesdienst“ spricht, meint meist die sonntägliche Gemeindefeier in der Kirche. Theologisch wird diese als das geistliche Zentrum der Gemeinde verortet, als Kraftquelle und Stärkung für den Gottesdienst im Alltag der Welt (vgl. Röm 12).
Empirische Untersuchungen zeigen auf: Das gottesdienstliche Leben der evangelischen Kirchen befindet sich im Umbruch. Das Spektrum der Gottesdienstformen hat sich erheblich erweitert. Neben die klassisch-agendarischen Formate tritt ein „zweites Programm“ aus zielgruppen- und anlassbezogenen Gottesdiensten (s. dazu unten den Abschnitt „Besondere Gottesdienste“ [Im Dokument verlinken! vB]). Insgesamt wächst die Zahl derer, für die der Gottesdienst in jeglicher Form keine Option mehr darzustellen scheint. Jedem zweiten Kirchenmitglied kommt der Kirchgang nicht einmal mehr als sporadische Möglichkeit in den Blick.
Die Mehrheit der Gemeindeglieder nimmt jedoch zu lebensgeschichtlich relevanten Punkten des Lebens (wie Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung) und an den Festen des Jahreskreises (Heiligabend, Ostern, Erntedank) am Gottesdienst teil.
Musik im Gottesdienst
Die Kirchenmusik leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verkündigung des Evangeliums (siehe auch unter B 4.5). In den letzten Jahren hat sich die stilistische Bandbreite der Musik im Gottesdienst erweitert, neben der verschiedenen Formen der klassischen Musik sind Spielarten der „Popularmusik“ getreten, also Jazz, Rock, Pop, Gospel u.a.
Theologisch gesehen ist die Musik menschliche Antwort auf Gottes Wort. Das gemeinsame Singen hat aber auch kulturelle Bedeutung und soziale Kraft. Es öffnet Raum für emotionales Erleben und stärkt die Identifikation der Singenden mit der Gemeinde und mit Glaubensinhalten.
Das eigene geistliche Leben und das der Gemeinde wird durch das Evangelische Gesangbuch (EG) bereichert. Es ist nicht nur ein Liederbuch, sondern auch ein Andachts- und Gebetbuch. Seit 2018 gibt es ein Ergänzungsheft zum EG („Lieder und Psalmen für den Gottesdienst“), das neben den Wochenpsalmen auch die neuen Wochenlieder enthält.
Evangelisches Gottesdienstbuch
Wie in fast allen Gliedkirchen der EKD ist auch in der EKvW das Evangelische Gottesdienstbuch (EGb) die Grundlage für die Gestaltung von Gottesdiensten. Es bietet eine Auswahl an liturgischen Texten.
Dem EGb liegen sieben maßgebliche Kriterien zugrunde:
- Der Gottesdienst wird unter Verantwortung und Beteiligung der ganzen Gemeinde gefeiert.
- Der Gottesdienst folgt einer erkennbaren, stabilen Grundstruktur, die variabel ausgestaltet werden kann.
- Bewährte Texte aus der Tradition und neue Texte aus dem Gemeindeleben der Gegenwart erhalten den gleichen Stellenwert.
- Der evangelische Gottesdienst steht in einem lebendigen Zusammenhang mit den Gottesdiensten der anderen Kirchen in der Ökumene.
- Die Sprache im Gottesdienst darf niemanden ausgrenzen; vielmehr soll in ihr die Gemeinschaft von Männern, Frauen, Jugendlichen und Kindern ihren angemessenen Ausdruck finden.
- Liturgisches Handeln bezieht den ganzen Menschen ein; es äußert sich auch leibhaft und sinnlich.
- Die Christenheit ist bleibend mit Israel als dem erstberufenen Gottesvolk verbunden.
Die in einer langen Geschichte gewachsene Ordnung des Gottesdienstes (Liturgie) ist auch ein Zeichen ökumenischer Gemeinschaft. Im EGb gliedert sich der Gottesdienst in vier Abschnitte, die menschliche Grunderfahrungen widerspiegeln.
Abschnitt | Funktion | Frage |
---|---|---|
Eröffnung und Anrufung | sich versammeln | Wo komme ich her? |
Verkündigung und Bekenntnis | Orientierung finden | Was gibt meinem Leben Sinn? |
Abendmahl | Gemeinschaft erfahren | Wer kommt mir nahe? |
Sendung | sich senden lassen | Wozu werde ich ermutigt? |
Abschnitt / Funktion / Frage
Eröffnung und Anrufung / sich versammeln / Wo komme ich her?
Verkündigung und Bekenntnis / Orientierung finden / Was gibt meinem Leben Sinn?
Abendmahl / Gemeinschaft erfahren / Wer kommt mir nahe?
Sendung / sich senden lassen / Wozu werde ich ermutigt?
Die Ausgestaltung des Gottesdienstes in seinen zwei Grundformen lässt sich zusammengefasst auch im EG (S. 1225 ff.) nachlesen. Über liturgische Fragen informiert das „Kleine liturgische Wörterbuch“ im Ergänzungsband des EGb (S. 355 ff.). Viele Tipps und Informationen rund um den Gottesdienst sind unter https://www.daskirchenjahr.de/ zusammengestellt. Sehr empfehlenswert ist auch die kostenlose App „Kirchenjahr evangelisch“ (s. auch https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/).
Gottesdienstliche Angebote für Kinder
Kinder brauchen in den Gemeinden besondere gottesdienstliche Angebote, die ihnen eine lebendige Begegnung untereinander und mit Gott ermöglichen. Neben sonntäglichen Kindergottesdiensten gibt es Familiengottesdienste, Kinderbibeltage und Kinderbibelwochen, Schulgottesdienste, Andachten in Kindertageseinrichtungen und andere gottesdienstliche Formen.
Der vom Gesamtverband für Kindergottesdienst in der EKD herausgegebene Plan für den Kindergottesdienst macht für die einzelnen Sonn- und Feiertage des Kirchenjahrs in einem Dreijahreszeitraum Text- und Gestaltungsvorschläge und hat andere Formate mit im Blick.
Dass Kinder auch an lebensgeschichtlich relevanten Gottesdiensten teilnehmen, ist bei der liturgischen Gestaltung von Tauffeiern, Konfirmationen, Trauungen und Bestattungen zu berücksichtigen.