B  Gemeindeleitung

 

4  Aufgaben des Presbyteriums

 

4.5  Bildung

 

Tageseinrichtung für Kinder

Tageseinrichtungen für Kinder sind ein wesentlicher Bestandteil der Gemeindearbeit. Sie haben als erste Stufe im Bildungssystem einen eigenständigen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag.

Die Arbeit der evangelischen Tageseinrichtungen für Kinder ist – unabhängig davon, ob die Trägerschaft auf Kirchengemeinde- oder Kirchenkreisebene liegt – verankert in den Kirchengemeinden. Dies wird insbesondere sichtbar durch die Vorbereitung und die Durchführung von Gottesdiensten, Festen, Kinderbibelwochen und religionspädagogischen Angeboten.

Der Auftrag der Kirche, Kindergärten zu betreiben, gründet in der Praxis der Kindertaufe und dem damit verbundenen Lehr- und Verkündigungsauftrag sowie dem sozialdiakonischen Auftrag zur Erziehungsbegleitung. Dieser Auftrag umfasst zum einen die Mitwirkung an der christlichen Erziehung und Sozialisation in Familie und Kirchengemeinde und zum anderen das Angebot der Bildung und Erziehung aller Kinder sowie die Unterstützung und Förderung von Familien in den Tageseinrichtungen (vgl. Richtlinie für Tageseinrichtungen für Kinder in der Evangelischen Kirche von Westfalen [TfK-RL]).

Evangelische Kindergärten sind Orte der Zuwendung und Anregung und bieten so einen Raum, in dem sich Kinder und Erwachsene wohlfühlen und in dem sie Vertrauen, Annahme, Liebe, Geborgenheit und Zuwendung erfahren können. Diese Grunderfahrungen sind eine Voraussetzung auch dafür, dass Kinder die biblische Botschaft von der menschenfreundlichen Liebe Gottes aufnehmen können.

Die evangelische Tageseinrichtung unterstützt Eltern bei der christlichen Erziehung ihrer Kinder und bietet Kindern anderer religiöser und weltanschaulicher Orientierung eine offene Begegnung mit dem christlichen Glauben.

Das Handlungsfeld Tageseinrichtungen für Kinder entwickelt sich stetig weiter: Die frühkindliche Bildung hat eine enorme Aufwertung erfahren. Bildung in Kindertageseinrichtungen verfolgt weiterhin einen sozialpädagogischen, kindzentrierten und ganzheitlichen Ansatz für die Unterstützung und Begleitung von Bildungsprozessen der Kinder im Elementarbereich (vgl. Empfehlungen in der OECD-Studie „Starting Strong“ von 2004).

Die Bedarfe und Wünsche von Familien und die familienpolitischen Entwicklungen auf Bundes- und Landesebene haben zu einem erheblichen Ausbau von Plätzen für Kinder unter 3 Jahren in den Kindertageseinrichtungen und zu längeren Betreuungs- und Öffnungszeiten geführt.

Ausgehend von der Überlegung, dass Kindertageseinrichtungen die Institution darstellen, die von weit über 90 Prozent aller Familien mit kleinen Kindern über meh¬rere Jahre aufgesucht wird, haben sich etliche Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren weiterentwickelt. Durch die Familienzentren soll ein bedarfsgerechtes und unterstützendes Angebot für Familien in der Einrichtung und im Sozialraum geschaffen werden.

Ausgelöst durch die neuen Regelungen der UN-Behindertenrechtskonventionen gewinnt das Thema Inklusion für Kindertageseinrichtungen zunehmend an Bedeutung. Gerade die Kindertageseinrichtungen sind schon seit vielen Jahren auf dem Weg, wohnortnahe Einzelintegration anzubieten, sodass bereits ca. 70 Prozent aller Kinder mit Behinderung eine reguläre Einrichtung besuchen. Eine konsequente Ausrichtung der pädagogischen Arbeit an den Grundgedanken der Inklusion bedeutet allerdings einen umfassenden Paradigmenwechsel auch für Kindertageseinrichtungen.

Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung werden von Gesetzgebern erwartet und auch für die Eltern immer wichtiger. Die Entwicklung und Fortschreibung eines Qualitätsmanagementsystems ist für Träger und Mitarbeitende eine wichtige und zukunftsweisende Aufgabe.

Mit einem evangelisch geprägten Bildungskonzept in evangelischen Kindergärten wird die Möglichkeit geschaffen, alle Aspekte des Lebens und der Weltsicht aus dieser Perspektive des Vertrauens zu Gott zu begreifen. Damit verbunden sind für Kinder eine angstfreie und offene Begegnung mit der Welt sowie eine Gelassenheit und ein Vertrauen in die Zukunft als der Zukunft Gottes.

In den evangelischen Tageseinrichtungen für Kinder wird deutlich und erfahrbar:

  • Jedes Kind ist ein von Gott gewolltes und geliebtes, selbst handelndes Wesen.
  • Jedes Kind bringt Religiosität mit; es steht in Beziehung zu sich selbst, zu anderen Menschen, zur Welt und zu Gott.
  • Jedes Kind sucht in den Brüchen von Welt und Selbst nach Halt und Geborgenheit.
  • Jedes Kind begegnet einer Welt, die unter dem Zeichen der Gegenwart Gottes steht.

Evangelische Kindergärten haben einen hohen Stellenwert hinsichtlich des Gemeindeaufbaus. Sie sind nach der Taufe häufig ein erster Ort, an dem junge Familien Kontakt zur Gemeinde finden. Familien sind heute in der Erziehungsarbeit vor neue Herausforderungen gestellt und suchen oft nach Orientierung, Halt, Unterstützung und Gemeinschaft.

Durch die Einbettung der Kindertageseinrichtung in die Kirchengemeinde haben Kinder und Familien die Möglichkeit, in die Gemeinde hineinzuwachsen und in einem umfassenden System Begleitung und Unterstützung in den unterschiedlichsten Lebenssituationen zu erfahren. Kinder und Erwachsene können sich als Glieder der Gemeinde und der Kirche erleben.

 

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