D  Gemeinschaft von Kirchen

 

3  Gemeinden anderer Sprache und Herkunft

Gemeinden unterschiedlicher Sprache und Herkunft (oft auch als Migrationskirchen bezeichnet) sind Kirchen/Gemeinden von Menschen, die aus anderen Teilen der Welt nach Deutschland gekommen sind und hier ihren Glauben in eigenen Gemeinden leben.

Gemeinden unterschiedlicher Sprache und Herkunft sind kein neues Phänomen. Schon vor mehr als 400 Jahren kamen niederländische Protestanten in unsere Region und gründeten in Köln eine eigene Gemeinde, später kamen verfolgte Hugenotten und Waldenser hinzu. Im frühen 20. Jahrhundert entstanden erste orthodoxe Gemeinden von russischen und armenischen Exilanten. Mit der Anwerbung von Gastarbeitern seit 1955 bildete sich eine größere Anzahl von Gemeinden anderer Sprache und Herkunft: orthodoxe Kirchen wie auch katholische „muttersprachliche Missionen“.

Mitte der 60er-Jahre kamen in größerer Zahl auch koreanische Gastarbeiterinnen, die die ersten protestantischen Gastarbeitergemeinden aufbauten.

Seit den 80er- und vor allem 90er-Jahren entstanden durch Zustrom von Flüchtlingen aus Sri Lanka, West- und Zentralafrika eine große Zahl von pfingstlerisch-charismatischen Gemeinden. Diese haben durch die Zuwanderung nach 2015 erneut zugenommen.

In Nordrhein-Westfalen gibt es im Jahr 2019 rund 650 Gemeinden unterschiedlicher Sprache und Herkunft, die im weitesten Sinn protestantisch sind. Davon liegen 80 Prozent auf dem Gebiet der rheinischen und 20 Prozent auf dem Gebiet der westfälischen Kirche.

Etwa 140 Gemeinden haben gemeinsam mit der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) und der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) den „Internationalen Kirchenkonvent Rheinland Westfalen“ (IKK) gegründet.

Partnerschaftlichkeit und Verbindlichkeit kennzeichnen die Zusammenarbeit: Die Mitgliedsgemeinden behalten ihre organisatorische und theologische Unabhängigkeit, stimmen aber vereinbarten Kriterien zu. Sie arbeiten an der sichtbaren Einheit der Kirche Jesu Christi und legen gemeinsam Zeugnis von der liebevollen Zuwendung Gottes zur Welt in Jesus Christus ab. Sie bringen dazu ihre Frömmigkeit, ihre Tradition und ihre kulturelle Identität ein. Sie profitieren von den Erfahrungen der anderen Mitgliedskirchen ebenso wie vom Kontakt zu den Landeskirchen (Beratung, Mediation, finanzielle Projektforderung). Die kontinuierliche Arbeit des IKK wird von einem Komitee geleistet, in dem paritätisch Vertreter und Vertreterinnen aus drei Kontinenten und verschiedenen

Traditionen mitarbeiten. Es tagt etwa 6 bis 8 mal im Jahr. Seine Mitglieder werden von der Vollversammlung des IKK gewählt, die einmal jährlich zusammentritt.

 

Für die Aufnahme in den Internationalen Kirchenkonvent gibt es fünf Kriterien, die von Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinden unterschiedlicher Sprache und Herkunft zusammen mit der EKiR und der EKvW aufgestellt wurden:

  • Glaubensbasis des ÖRK,
  • Verpflichtung zur ökumenischen Zusammenarbeit
  • organisatorische Stabilität ( mitunter auch Vereinsstatus),
  • Bereitschaft des Pastors oder der Pastorin, an Fortbildungsveranstaltungen der evangelischen Landeskirchen in Deutschland teilzunehmen,
  • zwei Empfehlungsbriefe von anderen Gemeinden.

 

Der Internationale Kirchenkonvent bildet Regionale Konvente, die in Westfalen insbesondere in den Einzugsgebieten um Bochum, Münster, Dortmund und Bielefeld-Gütersloh tätig sind.

Eine besondere Rolle spielen persisch-sprachige Christinnen und Christen. Sie bilden keine eigenen Gemeinden, sondern lassen sich in der Regel in Landeskirchen taufen. Einige 100 von ihnen sind so in Ortsgemeinden angekommen, nehmen an Taufkursen und Gottesdiensten teil und bereichern das Gemeindeleben. Ein persisch sprechender Seelsorger bietet Unterstützung und muttersprachliche Begleitung an.

Nicht nur an dieser Stelle integriert die Evangelische Kirche von Westfalen verschiedene Kulturen und Nationalitäten. Die damit verbundene interkulturelle Öffnung wird vom Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung unterstützt. Informationen dazu im Arbeitsbereich „Gemeinsam Kirche sein mit Zugewanderten“ unter www.moewe-westfalen.de.

 

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