D  Gemeinschaft von Kirchen

 

2  Mission, Ökumene, Weltverantwortung

 

2.1  Mission

Mission ist ein umfassender Ausdruck für den Auftrag der christlichen Kirche, das Evangelium von der Liebe und dem Versöhnungshandeln Gottes allen Menschen in Wort und Tat zu bezeugen, vgl. Mt 28,18-20. Wer die froh machende und tröstende Botschaft des Evangeliums empfangen hat und bereit ist, sie im eigenen Leben wirksam werden zu lassen und immer wieder neu für sich selbst zu hören, ist gerufen, sie anderen mitzuteilen. Alle, die zum Leib Christi, d.h. zur Kirche, gehören, sind mit der Bezeugung des Evangeliums beauftragt und haben Teil an der „Missio Dei“ (Weltmissionskonferenz 1952, Willingen/Waldeck). Damals wurde die Erkenntnis formuliert, dass nicht die Kirche selbst Ursprung und Zweck missionarischen Handelns ist, sondern vielmehr kirchliches Handeln in dieser Welt in die umfassende Mission des dreieinigen Gottes an seiner Schöpfung einbezogen ist.

Der Begriff der „Mission“ hat heute wieder einen positiven Stellenwert. Das war nicht immer so, denn bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war „Mission“ in der europäischen und deutschen Theologie und Kirche mit kolonialistischen Erfahrungen identifiziert worden und wurde von daher weitgehend mit kolonialem Überlegenheitsdünkel verbunden. Das hat sich insbesondere seit der EKD-Synode 1999 (Schwerpunktthema „Mission“) geändert. Inzwischen ist in den meisten missionarischen Initiativen, die von westlichen Kirchen ausgehen, das Bewusstsein dafür gewachsen, dass Kirche nicht ohne Mission existieren kann. Zu einem neuen Missionsverständnis hat die intensive Arbeit der kirchlichen Zeitgeschichte beigetragen, die Kolonialgeschichte ebenso wie die Missionsgeschichte kritisch zu reflektieren und auch die Verantwortung für begangenes Unrecht von Christen gegenüber Menschen anderer Religionen und Kulturen anzuerkennen.

Mission gehört zutiefst zum Wesen der Kirche. Darum ist für jeden Christen und jede Christin unverzichtbar, Gottes Wort zu verkünden und seinen/ihren Glauben in der Welt in Wort und Tat zu bezeugen. Es ist wichtig, dass dies im Einklang mit dem Evangelium geschieht, in uneingeschränktem Respekt vor und in Liebe zu allen Menschen. Christliches Zeugnis in einer pluralistischen Welt umfasst auch den Dialog mit Menschen, die anderen Religionen und Kulturen angehören. Wenn Christen anderen Menschen „Zeugnis geben von der Hoffnung, die in ihnen ist“ (1. Petr 3,15), ist es Gott selbst, der Ohren und Herzen öffnet (Apg 16,14). Die Bekehrung zum christlichen Glauben wird also letztendlich vom Heiligen Geist bewirkt und ist kein menschliches Werk. Das schließt die Ausübung jeglicher unangemessener missionarischer Methoden wie Täuschung, Versprechen und Zwangsmittel aus. Der als Evangelisation bezeichnete missionarische Dienst der Kirche ist immer auch als Angelegenheit aller Glieder einer Gemeinde zu verstehen und nicht nur als die einzelner Personen oder gar nur der ganz besonders zu diesem Dienst berufenen Evangelisten.

 

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