D  Gemeinschaft von Kirchen

 

2  Mission, Ökumene, Weltverantwortung

 

2.2  Ökumene

Ökumene meint die Gemeinschaft der weltweiten Christenheit und umfasst Bemühungen um theologische und organisatorische Annäherung von Kirchen unterschiedlichster kultureller und konfessioneller Prägung. Der Begriff „oikoumene“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „der ganze bewohnte Erdkreis“. Damit ist gemeint, dass die Kirche nicht an den historisch gewachsenen Grenzen einer Kirchengemeinde, eines Kirchenkreises, einer Landeskirche oder eines Kultur- und Sprachraumes endet. Vielmehr gilt die Frohe Botschaft des Evangeliums allen Völkern. Die gleiche Konfession hat sich in unterschiedlichen kulturellen Kontexten verschieden ausgeprägt. Das zeigt sich in der Entstehung der „Kontextuellen Theologien“ im ausgehenden 20. Jahrhundert wie z.B. der Theologie der Befreiung in Lateinamerika, der „Schwarzen Theologie“ in Nordamerika und Afrika, der „Minjung-Theologie“ in Korea sowie in verschiedenen Formen der Feministischen Theologie in der gesamten Ökumene. Die Einbeziehung des kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Kontextes in die theologische Reflexion ist heute zur Selbstverständlichkeit geworden, sodass jede Theologie als eine „Kontextuelle Theologie“ betrachtet werden kann. Das besondere Erbe der Theologie der Befreiung besteht jedoch darin, dass sie mit ihrer Option für die Armen in der ökumenischen Bewegung zu einem entscheidenden Perspektivenwechsel in der Wahrnehmung und theologischen Reflexion der Wirklichkeit beigetragen hat.

Mit „Ökumene“ sind deshalb zunächst alle christlichen Kirchen in der Welt gemeint. Sie sind in ihrem gemeinsamen Wirken für die sichtbare Darstellung der im Leib Christi gegebenen Einheit der Kirche aufeinander angewiesen.

Im Jahr 1948 haben sich 146 Kirchen – heute sind es 350 Kirchen (Stand 2019) – verschiedener Konfessionen zum Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) zusammengeschlossen (siehe Seite 144).

 

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