E Andere Religionsgemeinschaften
2 Islam
In Deutschland leben zurzeit je nach Schätzung zwischen 2 und 5 Millionen Muslim*innen, davon ist ungefähr ein Drittel in NRW ansässig. Etwa die Hälfte der Muslim*innen hat einen türkischen Hintergrund. Muslim*innen kommen aber auch aus anderen Ländern, etwa aus Ägypten, aus Bosnien, aus Syrien oder dem Irak. Etwa 600.000 Muslim*innen haben allein in NRW die deutsche Staatsbürgerschaft erworben und werden auf Dauer als Bürgerinnen und Bürger unseres Landes bei uns wohnen.
Nur eine geringe Zahl, etwa 15-25 Prozent der Muslim*innen in Deutschland sind organisiert, das heißt gehören als Mitglied einem Moscheeverein oder einem muslimischen Dachverband an. Zu den wichtigsten Organisationen zählen:
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), die eng mit der Religionsbehörde in der Türkei verbunden ist und im Wesentlichen die Interessen der türkischstämmigen Muslime vertritt. In den DITIB-Moscheen versehen in der Regel Imame aus der Türkei ihren Dienst, die als türkische Staatsbeamte für einige Jahre nach Deutschland entsandt werden.
Die islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) sieht ihre Aufgabe in der umfassenden Betreuung von Muslim*innen und tritt mit attraktiven Bildungs- und Freizeitangeboten, vor allem für Jugendliche und Frauen, in der Öffentlichkeit auf. Die IGMG gilt als konservativ und ist nach wie vor stark von türkischen Interessen bestimmt.
Der Verband islamischer Kulturzentren (VIKZ), der eine konservative mystische Strömung des türkischen Islam vertritt und in Deutschland eigenständig Imame ausbildet.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), der kleinste unter den muslimischen Verbänden, die sich 2007 zum Koordinationsrat der Muslime in Deutschland verbunden haben. Der Zentralrat vereinigt vor allem arabisch-, bosnisch- und deutschsprachige muslimische Gemeinden und Organisationen.
Die Muslimische Gemeinschaft in NRW (MG-NRW), 2019 gegründet, die vor allem durch den Münsteraner Professor für Islamische Theologie Mouhanad Khorchide geprägt wird. Bei Drucklegung konnte noch nicht ersehen werden, wie sich die Muslimische Gemeinschaft NRW entwickeln wird.
Der Liberal-Islamische Bund (LIB), dem bisher jedoch in Westfalen keine Gemeinde zugehört.
Zum Dialog zwischen Christen und Muslimen gibt es keine Alternative. Er zielt darauf, ein friedliches Miteinander von Menschen verschiedener Religionen und Weltanschauungen zu ermöglichen, dabei den anderen kennen- und achten zu lernen und den eigenen Glauben zu vertiefen. Unumgänglich ist dabei ein von gegenseitigem Respekt getragenes Gespräch auf Augenhöhe.
Im Alltag leisten Kirchengemeinden dabei einen wichtigen Beitrag. Sie können darauf achten, dass sich alle am Dialog Beteiligten Rechenschaft ablegen darüber, wie sie ihre Gesprächspartner*innen wahrnehmen, was sie von ihnen wissen oder zu wissen meinen. Dabei müssen Christ*innen in der Lage sein, anderen zu erklären, woran sie glauben, worauf sie hoffen, was ihnen Freude am Glauben macht und womit sie Schwierigkeiten haben. Hier muss die Kirche ihren Gemeindegliedern dabei helfen, in Glaubensfragen auskunftsfähig zu sein. Schließlich müssen wir in allen Bereichen der kirchlichen Arbeit, in denen wir Muslim*innen begegnen, etwa in Kindertagesstätten und Krankenhäusern, wissen, wie wir diesen Menschen respektvoll begegnen. Dazu gehören vor allem Grundkenntnisse der muslimischen Religion (vgl. hierzu die Orientierungshilfe der EKvW „Christen und Muslime“).
Zum Dialog zwischen Christ*innen und Muslim*innen gehört es auch, kritische Fragen anzusprechen und zu diskutieren. Von muslimischer Seite werden oft Fragen zur Dreieinigkeit Gottes oder zur christlichen Sexualethik eingebracht. Auf christlicher Seite gibt es Klärungsbedarf hinsichtlich der Fragen der Rolle der Frau im Islam oder der universellen Bedeutung der Menschenrechte. Diese Fragen auf Dauer auszuklammern, dient nicht dem christlich-islamischen Dialog, sondern behindert ihn eher. Allen Beteiligten muss klar sein, dass sich dieser Dialog immer in der Spannung von Identität und Verständigung vollzieht. Das Recht auf Identität, d.h. das Recht darauf, jeweils anders zu sein als der andere, etwas anderes zu glauben und auf etwas anderes zu hoffen, ist Grundvoraussetzung für das Gelingen des Dialoges. Der Dialog braucht auf beiden Seiten starke Positionen. Diese starken Positionen schaffen jedoch keine Konfrontationen. Ganz im Gegenteil. Sie schaffen gegenseitiges Vertrauen, weil sich die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner kennen und in ihren Positionen einschätzen können. Der christlich-islamische Dialog braucht Menschen, die selber etwas von sich und ihrem Glauben wissen und darum auch offen sind für andere Lebens- und Glaubensentwürfe.